Nachhaltiger Tourismus braucht nachhaltige Ausflugsziele

Matthias Reichhart
vor 1 Jahr3 min. Lesezeit

Im Kreis der Menschen und Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten dürfen, ist nachhaltiger Tourismus ein großes Thema. Eines dieser Unternehmen ist die AktivArena am Kolben in Oberammergau. Sommer wie Winter ist die Hütte am Kolbensattel ein attraktives Ausflugsziel. Wir haben uns mit Geschäftsführer Klement Fend über Klimaschutz, Energie und Nachhaltigkeit unterhalten.

Herr Fend, aus welchem Antrieb haben Sie sich entschlossen, den CO2-Fußabdruck der AktivArena berechnen zu lassen und was waren die wichtigsten Erkenntnisse daraus?

Unser Antrieb war Neugierde. Wir wollten wissen, in welchem Umfang wir CO2 emittieren. Ein weiterer Antrieb war die Bereitschaft, Verantwortung für unser Handeln in Bezug auf unsere Lebensgrundlagen zu übernehmen. Noch ein Antrieb war und ist die Absicht, unseren Betrieb nachhaltig CO2-neutral zu führen.
Die wichtigsten Erkenntnisse sind dabei folgende:

  1. Wir wissen nun, wie sich unser CO2-Fußabdruck zusammensetzt.
  2. Wir kennen die Hauptverursacher unseres CO2-Fußabdruckes.
  3. Wir sind in der Lage gezielt Prozesse aufzusetzen, den CO2-Fußabdruck weiter zu minimieren bzw. auszugleichen.
  4. Wir waren überrascht und erfreut, dass sich bestimmte Maßnahmen, z.B. der Kauf von Strom aus Wasserkraft, so positiv auf unsere CO2-Bilanz auswirken.

Eine große Bedeutung für Ihren Betrieb hat auch das Thema Energie. Der Sessellift zur Hütte benötigt sicherlich einiges an Strom. Welche Maßnahmen haben Sie hier für die nächsten Jahre geplant?

Wir planen mit dem örtlichen Energieversorger eine Freiflächen-Photovoltaikanlage in unmittelbarer Nähe zur Talstation auf 2ha Fläche mit einer jährlichen Stromproduktion von rund 2 Megawatt.
Ziel ist es, den für den Betrieb nötigen Strom, soweit möglich, umweltfreundlich selbst, kostengünstig, nachhaltig und versorgungssicher herzustellen. Den produzierten Strom, den wir nicht benötigen, stellen wir über den örtlichen Energieversorger der Allgemeinheit zur Verfügung.

"Wenn Menschen etwas tun sollen, ist es hilfreich zu wissen, warum und welches Ziel mit diesem Handeln erreicht werden soll bzw. kann. Am Ende ist es eine Frage der Motivation."

Klement Fend

Ein schneereicher Winter lockt zahlreiche Gäste zum Skifahren oder Tourengehen an den Kolben. Diese Winter werden allerdings immer seltener. Wie möchte sich die AktivArena in Zukunft aufstellen, um die Klimaveränderungen zu meistern?

Das ist eine der schwierigeren Aufgaben, die vor uns liegen. In der Gruppe der Gesellschafter diskutieren wir intensiv darüber. Es gibt Lösungsansätze, aber noch keine Lösung.

Sie haben nun die ersten Schritte in die Wege geleitet. Welche Bedeutung haben diese Nachhaltigkeitsmaßnahmen für Ihre Mitarbeitenden und Gäste und wird Ihr Engagement honoriert?

Mit den gewonnenen Informationen können wir, gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden, gezielte Minimierungsmaßnahmen aufsetzen. Durch die im Prozess gewonnene Transparenz werden Maßnahmen zur Minimierung des CO2-Ausstoßes besser verstanden. Wenn Menschen etwas tun sollen, ist es hilfreich zu wissen, warum und welches Ziel mit diesem Handeln erreicht werden soll bzw. kann. Am Ende ist es eine Frage der Motivation.
Ob unser diesbezügliches Handeln bzw. Engagement eine Bedeutung für unsere Gäste hat, bin ich mir nicht sicher. Für einige wenige schon, für viele aber noch nicht. Wir hoffen hier auf einen Bewusstseinswandel, den wir fördern wollen, den effektiv vermutlich aber nur großer Handlungsdruck herbeiführen kann.
Zur Frage der Honorierung: betriebswirtschaftlich gesehen geben wir mehr Geld aus als wir müssten. Mehreinnahmen sind aktuell noch nicht am Markt durchsetzbar, z.B. ein ÖKO-Aufschlag etc. etc. Unser Honorar ist ein gutes Gewissen und die Erkenntnis, dass wir, ohne unser Angebot einzuschränken, mit vertretbarem Aufwand einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen leisten können.