Blanca Pohl wird feste Mitarbeiterin

Matthias Reichhart
vor 3 Monaten5 min. Lesezeit

Schon lange Zeit unterstützt Blanca Pohl die Mitarbeitenden des Zukunftswerk mit ihrer Erfahrung und ihrem Engagement bei verschiedenen Projekten. Jetzt hat sich Blanca für eine Festanstellung bei Zukunftswerk entschieden. Das freut uns sehr, denn es gibt viel zu tun.

Liebe Blanca, seit dem 1. Januar bist Du nun fest bei Zukunftswerk. Welche spannenden Aufgaben übernimmst Du in Deiner neuen Position und welche einzigartigen Stärken bringst Du dabei ein?

Die Offenlegungs- und Berichtspflichten im Zusammenhang mit nachhaltiger Unternehmensführung beschäftigen die Kunden von Zukunftswerk ja bereits seit geraumer Zeit. Ab diesem Jahr greift nun auch der neue von der EU verabschiedete Reporting Standard, der sogenannte ESRS (European Sustainability Reporting Standard), der um einiges umfassendere Pflichten als bisher definiert.

Wir nehmen hier einen gesteigerten Beratungsbedarf wahr – insbesondere bei den ab 2024 berichtspflichtigen Unternehmen. Die Themen, die im Moment ganz obenauf liegen, sind zum Beispiel das Erstellen von Wesentlichkeitsanalysen unter Berücksichtigung der doppelten Materialität und das Einbinden von Stakeholdern, wenn es darum geht, die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen je Unternehmen herauszuarbeiten – und dann natürlich auch darum, einen guten Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen.

Hier kommt meine bisherige Erfahrung im Bereich der Nachhaltigkeitsstrategieentwicklung, kombiniert mit meinem Finanzierungs-Know-How und meiner Affinität für Excel (lacht) zum Tragen. Als langjährig selbständige Beraterin und Moderatorin von Workshops bringe ich zudem das nötige Skill-Set mit, um unsere Kunden kompetent und eigenständig zu begleiten. Für mich selbst ist es eine große Chance, mich noch vertiefter mit nachhaltiger Entwicklung in Organisationen auseinanderzusetzen.

Du verfügst über langjährige Erfahrungen in der Beratung für nachhaltige Unternehmensführung. Welche Veränderungen und Entwicklungen siehst Du im Laufe der Jahre im Bereich „enkeltaugliches Wirtschaften“?

Als ich 2010 begann, mich mit dem Thema zu befassen wurde mit dem Begriff „nachhaltig“ meist Energie- oder Ressourceneffizienz verbunden – wenn überhaupt. Die umfassende Bedeutung und auch die Dringlichkeit wurde zu dem Zeitpunkt vermutlich nur von den Wenigsten erfasst.

Das hat sich seither grundlegend verändert. Spätestens seit der Verabschiedung des Pariser Klimaschutzabkommens in 2015 und des im gleichen Jahr durch die Vereinten Nationen veröffentlichten Sets von 17 global geltenden Zielen – den SDGs (Sustainable Development Goals) – wurde greifbarer, was darüber hinaus unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist.
Dann vergingen einige Jahre, in denen die Ziele mit kleinen Schritten als rein freiwilliges Engagement in einigen wertorientierten KMUs angepackt wurden (was nicht selten sogar als „Gutmenschentum“ belächelt wurde). Ich hatte das Glück diese wertvollen Prozesse in einigen Unternehmen begleiten zu dürfen. Ich glaube, sonst hätte ich irgendwann die Motivation und den Glauben verloren, einen Beitrag leisten zu können.

Ja, und seitdem die EU mit den Arbeiten an der Taxonomie (also an einer messbaren und vergleichbaren Einordung, wann und in welchem Grad etwas als nachhaltig zu bezeichnen ist) begann und es zunehmend mehr rechtliche Rahmensetzungen gab, die für alle Unternehmen und für das Finanzwesen gelten sollen, wurde Nachhaltigkeit etwas, das zumindest in Europa nicht mehr ausgeblendet werden kann. Heute suchen Firmen händeringend nach Nachhaltigkeitsmanager:innen. Ich habe erst gestern gelesen, das rund 15.000 solcher Fachkräfte aktuell fehlen. Mittlerweile ist es so, dass es für Unternehmen ein Wettbewerbsnachteil ist, sich nicht mit Nachhaltigkeit zu befassen.

„Die Einhaltung regulatorischer Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine umfangreiche Aufgabe und wird momentan als Belastung empfunden.”

Blanca Pohl

Und wo denkst Du, geht die Entwicklung beim Thema Nachhaltigkeit hin?

Die Einhaltung regulatorischer Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine umfangreiche Aufgabe und wird momentan als Belastung empfunden. Das kann ich angesichts der Fülle an Daten, die zu erheben ist, gut nachvollziehen.

Und gleichzeitig sehe ich in der Beschäftigung mit den Fragestellungen auch die Chance, die bisherigen Prozesse, Produkte und Leistungen auf den Prüfstand zu stellen. Durch die ganzheitliche Sicht auf das Unternehmen und das Verknüpfen ökonomischer, gesellschaftlicher und ökologischer Ziele entstehen neue Perspektiven und damit Raum für Innovation. Letztlich steigert das die Attraktivität und die Zukunftsfähigkeit der Organisationen. Künftige Generationen wünschen sich Unternehmen, die nicht nur profitabel sind, sondern auch ethische Prinzipien, Sinn (oder Purpose wie es im Englischen heißt) und die Offenheit für Ko-Kreation in den Mittelpunkt des Handelns stellen. Ich denke, das wird mittelfristig zu einem breiten Kulturwandel in den Organisationen führen und an einer neuen Definition von Wirtschaftlichkeit, Erfolg und Wirksamkeit.

In Deiner Freizeit engagierst Du Dich ebenfalls für einen ökologische und soziale Zukunft. Neben Deinen Aktivitäten für die Gemeinwohl-Ökonomie setzt Du Dich sehr für ein Projekt namens „DialogRaumGeld“ ein. Was verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung?

Ein Projekt, das 2018 als Teil der Lokalen Agenda in Augsburg initiiert wurde. Der DialogRaumGeld lädt Menschen aus allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft ein, in einen tiefgehenden Dialog über die künftige Rolle des Geldes zu treten. Ziel ist, gemeinsam zu beleuchten, wie das bestehende Geldsystem – also die Art der Konstruktion, Lenkung und die Wirkungsweise von Geld – transformiert werden kann und welche neue Gewichtung Geld in (Wirtschafts-) Beziehungen braucht.

Im DialogRaumGeld wird erforscht und erprobt, wie Geld individuell, organisational und damit gesellschaftlich zum positiven Werkzeug der Transformation wird.  Ein jährlich von uns in Augsburg durchgeführtes Event – der DialogRaumGeld Konvent – bietet dafür einen Raum zum Innehalten, zum Ko-Kreieren und zum Vernetzen. Der letzte Konvent war im November 2023 und wir sind schon gespannt auf neue Aufgaben, die sich dem Projektteam in 2024 stellen.  Für den Moment bin ich jedoch gut beschäftigt mit den neuen Herausforderungen bei Zukunftswerk, denn auch ich habe (leider) nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung.