
Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
Wie kann man Verbraucher dazu bringen, Energie zu sparen, ohne ihnen Vorschriften zu machen oder mit hohen Preisen zu drohen? Das britische Energieministerium hat die Frage in einer Metastudie untersuchen lassen. Premierminister David Cameron hat dazu ein ganzes Expertenkomitee berufen – die sogenannte „Anstupsgruppe“.
Der US-Energieversorger Opower hat seine Kunden dazu gebracht, zwei Prozent weniger Strom zu verbrauchen, indem er Briefe verschickt - sogenannte „Home Energy Reports“. Im ersten Teil steht, wie viel Strom man selbst verbraucht. Dazu gibt es zwei Vergleichszahlen, die angeben, wie effizient die Nachbarn mit Energie umgehen. Die erste Zahl zeigt den Energieverbrauch von Haushalten ähnlicher Größe wie der eigene. Die zweite Zahl weist den Konsum der effizientesten 20 Prozent der Haushalte in der Nachbarschaft aus. Wer noch weniger verbraucht als die Sparsamsten, bekommt ein „Great“ mit zwei Smileys auf der Rechnung. Haushalte, die mehr verbrauchen, aber immerhin noch weniger als der Durchschnitt, bekommen ein „Good“ mit nur einem Smiley. Wenn man schlechter ist, gibt es nur ein „Below Average“. Auf einer extra Seite steht noch, wie man Energie sparen kann, aufgeteilt nach Aufwand, Investitionen und potenziellen Einsparungen, angepasst an die Verbrauchsgeschichte des Haushalts. Diese Briefe reichten aus, um die Kunden zum Stromsparen zu animieren.
Der US-Energieversorger Opower hat seine Kunden dazu gebracht, zwei Prozent weniger Strom zu verbrauchen, indem er Briefe verschickt - sogenannte „Home Energy Reports“. Im ersten Teil steht, wie viel Strom man selbst verbraucht. Dazu gibt es zwei Vergleichszahlen, die angeben, wie effizient die Nachbarn mit Energie umgehen. Die erste Zahl zeigt den Energieverbrauch von Haushalten ähnlicher Größe wie der eigene. Die zweite Zahl weist den Konsum der effizientesten 20 Prozent der Haushalte in der Nachbarschaft aus. Wer noch weniger verbraucht als die Sparsamsten, bekommt ein „Great“ mit zwei Smileys auf der Rechnung. Haushalte, die mehr verbrauchen, aber immerhin noch weniger als der Durchschnitt, bekommen ein „Good“ mit nur einem Smiley. Wenn man schlechter ist, gibt es nur ein „Below Average“. Auf einer extra Seite steht noch, wie man Energie sparen kann, aufgeteilt nach Aufwand, Investitionen und potenziellen Einsparungen, angepasst an die Verbrauchsgeschichte des Haushalts. Diese Briefe reichten aus, um die Kunden zum Stromsparen zu animieren.
Das Non-Profit Institut RAND hat im Auftrag des Britischen Ministeriums für Energie und Klimawandel weltweit 48 derartige Programme untersucht, vor allem in den USA und Großbritannien. Sie sollen Konsumenten zum Energiesparen animieren – die Ideen reichen von einer Anzeigenkampagne bis zu den oben beschriebenen Home Energy Reports. Es ging dabei um positive Anreize und freiwillige Programme, nicht um klassische Ansätze wie höhere Preise, die Verbraucher über finanziellen Druck zum Sparen bewegen sollen.
Die Idee dahinter dringt derzeit bis in die höchsten politischen Ebenen in den USA und Großbritannien vor. Sie setzt nach klassisch liberalem Ansatz auf die Eigenverantwortung der Menschen. Sie sollen dazu „angestupst“ werden, im Englischen „nudged“, eine für sich gute Entscheidung zu fällen, ohne sie durch Regeln oder Druck dazu zu zwingen. Das Konzept ist nicht neu, macht aber seit 2008 besonders Karriere, mit dem Buch „Nudge: Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness von Richard Thaler, Verhaltensökonom an der University of Chicago, sowie Cass Sunstein, Rechtswissenschaftler an der Havard University. „Als Anstupser zählt, wenn man jemanden eine Frucht vor die Augen hält. Junk-Food einfach zu verbieten gehört nicht dazu“, schreiben die Autoren als Beispiel eines positiven Anreizes. Sunstein zählt zum Beraterstab von US-Präsident Barack Obama, Thaler berät die britische Regierung. Die hat mittlerweile eine ganze „nudge unit“ gegründet, eine „Anstupsgruppe“, so der Spitzname der offiziell „Behavioural Insight Team“ genannten Arbeitsgruppe. Sie soll neue Wege erarbeiten, um Übergewicht, schlechte Ernährung und Tabakkonsum ohne neue Verbote einzudämmen. In Deutschland ist die Idee bisher, zumindest auf Ebene der Bundesregierung, nicht angekommen.
Allerdings könnte sie durchaus fruchtbar auf die hiesigen Debatten um steigende Strompreise wirken. Die RAND-Studie zeigt einige Leitplanken auf, wie ohne Preishammer auch positive Anreize zum Stromsparen gesetzt werden können. Die untersuchten Kategorien unterteilten sich in vier Bereiche: Dazu zählen einfache, verbraucherfreundliche Tipps wie Zeitschaltuhren an Heizungen zu installieren. Als Zweites das Bereitstellen von Informationen, die Gründe vermitteln, warum gespart werden muss. Drittens ist ein Feedback darüber wichtig, was die Maßnahmen über einen längeren Zeitraum gebracht habe, auch Belohnungen wie kostenlose Bustickets oder Geldprämien gehören dazu. Als letzter Punkt kommen sozial-psychologische Prozesse dazu. Dabei geht es etwa darum, Menschen vor Augen zu führen, dass sie nicht nach ihren eigenen Normen von nachhaltigem Leben handeln – Wenn sie aber damit anfangen, fühlen sie sich besser.
Am erfolgreichsten waren Programme, die einen Mix aus all dem anboten. Die Probanden des EcoTeams-Programms haben beispielsweise acht Prozent weniger Strom und 17 Prozent weniger Gas verbraucht – ohne aufwändige Maßnahmen wie eine bessere Isolation oder neue Haushaltsgeräte. Das Programm ist von der Non-Profit-Organisation Global Action Plan ins Leben gerufen worden. Die Idee ist simpel: Einmal im Monat treffen sich Nachbarn und besprechen, wie sie Energie und Wasser sparen können, weniger Müll produzieren oder weniger Auto fahren können.
Insgesamt zeigten Programme, die auf Teamarbeit setzen, die besten Resultate. Bei schlichten Energiespartipps zeigte sich, dass allgemeine Ratschläge weniger effektiv waren als Programme, die spezifischer auf die Personengruppen zugeschnitten waren. Wichtig ist offenbar auch das Timing: Wenn Menschen gerade dabei sind, eine neue Technologie zu adaptieren, sind sie besonders lernfreudig. Programme, die diese Zeitfenster nutzten, führten zu einer dauerhaften Veränderung des Energiekonsums. Zudem braucht es praktische Erfahrung: Als die Home Energy Reports bei 300 Haushalten im Kalifornischen San Marcos getestet wurden, ging der Schuss nach hinten los. Haushalte, die feststellten, wie sparsam sie sind, fühlten sich zu mehr Verbrauch animiert. Dieser sogenannte Bumerang-Effekt ließ sich aber ganz einfach beheben. Als man Smileys auf der Stromrechnung einführte, sparten alle Energie.
Die Idee dahinter dringt derzeit bis in die höchsten politischen Ebenen in den USA und Großbritannien vor. Sie setzt nach klassisch liberalem Ansatz auf die Eigenverantwortung der Menschen. Sie sollen dazu „angestupst“ werden, im Englischen „nudged“, eine für sich gute Entscheidung zu fällen, ohne sie durch Regeln oder Druck dazu zu zwingen. Das Konzept ist nicht neu, macht aber seit 2008 besonders Karriere, mit dem Buch „Nudge: Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness von Richard Thaler, Verhaltensökonom an der University of Chicago, sowie Cass Sunstein, Rechtswissenschaftler an der Havard University. „Als Anstupser zählt, wenn man jemanden eine Frucht vor die Augen hält. Junk-Food einfach zu verbieten gehört nicht dazu“, schreiben die Autoren als Beispiel eines positiven Anreizes. Sunstein zählt zum Beraterstab von US-Präsident Barack Obama, Thaler berät die britische Regierung. Die hat mittlerweile eine ganze „nudge unit“ gegründet, eine „Anstupsgruppe“, so der Spitzname der offiziell „Behavioural Insight Team“ genannten Arbeitsgruppe. Sie soll neue Wege erarbeiten, um Übergewicht, schlechte Ernährung und Tabakkonsum ohne neue Verbote einzudämmen. In Deutschland ist die Idee bisher, zumindest auf Ebene der Bundesregierung, nicht angekommen.
Allerdings könnte sie durchaus fruchtbar auf die hiesigen Debatten um steigende Strompreise wirken. Die RAND-Studie zeigt einige Leitplanken auf, wie ohne Preishammer auch positive Anreize zum Stromsparen gesetzt werden können. Die untersuchten Kategorien unterteilten sich in vier Bereiche: Dazu zählen einfache, verbraucherfreundliche Tipps wie Zeitschaltuhren an Heizungen zu installieren. Als Zweites das Bereitstellen von Informationen, die Gründe vermitteln, warum gespart werden muss. Drittens ist ein Feedback darüber wichtig, was die Maßnahmen über einen längeren Zeitraum gebracht habe, auch Belohnungen wie kostenlose Bustickets oder Geldprämien gehören dazu. Als letzter Punkt kommen sozial-psychologische Prozesse dazu. Dabei geht es etwa darum, Menschen vor Augen zu führen, dass sie nicht nach ihren eigenen Normen von nachhaltigem Leben handeln – Wenn sie aber damit anfangen, fühlen sie sich besser.
Am erfolgreichsten waren Programme, die einen Mix aus all dem anboten. Die Probanden des EcoTeams-Programms haben beispielsweise acht Prozent weniger Strom und 17 Prozent weniger Gas verbraucht – ohne aufwändige Maßnahmen wie eine bessere Isolation oder neue Haushaltsgeräte. Das Programm ist von der Non-Profit-Organisation Global Action Plan ins Leben gerufen worden. Die Idee ist simpel: Einmal im Monat treffen sich Nachbarn und besprechen, wie sie Energie und Wasser sparen können, weniger Müll produzieren oder weniger Auto fahren können.
Insgesamt zeigten Programme, die auf Teamarbeit setzen, die besten Resultate. Bei schlichten Energiespartipps zeigte sich, dass allgemeine Ratschläge weniger effektiv waren als Programme, die spezifischer auf die Personengruppen zugeschnitten waren. Wichtig ist offenbar auch das Timing: Wenn Menschen gerade dabei sind, eine neue Technologie zu adaptieren, sind sie besonders lernfreudig. Programme, die diese Zeitfenster nutzten, führten zu einer dauerhaften Veränderung des Energiekonsums. Zudem braucht es praktische Erfahrung: Als die Home Energy Reports bei 300 Haushalten im Kalifornischen San Marcos getestet wurden, ging der Schuss nach hinten los. Haushalte, die feststellten, wie sparsam sie sind, fühlten sich zu mehr Verbrauch animiert. Dieser sogenannte Bumerang-Effekt ließ sich aber ganz einfach beheben. Als man Smileys auf der Stromrechnung einführte, sparten alle Energie.