3 % Wachstum in 2011 sorgten für unerwartet hohe Steuereinnahmen. Aber Deutschland machte trotzdem mehr als 20 Mrd. neue Schulden im Staatshaushalt. Kein Unternehmen würde gelobt, wenn es in einem Jahr bester Rahmenbedingungen einen negativen Cashflow produzieren würde.
Aber damit keinerlei Zweifel an der Funktionsfähigkeit des Wirtschaftssystems aufkommen können, verkündet Herr Philipp Rösler - u.a. Chef eines Unternehmens, dessen Marktanteil bis zur völligen Unkenntlichkeit geschrumpft ist (woran man übrigens bereits auf den ersten Blick sieht, wie wunderbar ein negativer Wachstumsprozess zuweilen sein kann) und zugleich Wirtschaftsminister einer der größten Volkswirtschaften der Welt – unverdrossen: „Wenn alle anderen Parteien sich vom Wachstum distanzieren, braucht Deutschland eine Partei, die sich klar dazu bekennt – die FDP“. Einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Niedergang der von ihm geleiteten Partei und seinen „visionären“ Strategien scheint ihm nicht in den Sinn zu kommen. Und um auch die letzten Zweifel bei Personen mit gesundem Menschenverstand über die Tauglichkeit seiner ministerialen Befähigung zu beseitigen, wird nun von ihm mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ein schwerer Hemmschuh für weiteres ungebremstes Wachstum identifiziert. Unter der Überschrift Ökoenergie müsse „sich am freien Markt bewähren“ wird ohne zu zögern die Energiewende, die er übrigens mit verabschiedet hat, in Frage gestellt. Historisch wurden bei der Einführung neuer Energiearten, ob Steinkohle, Erdgas oder Atomkraft gigantische Subventionen gewährt, Risiken verschleiert und Wechsel auf die Zukunft in unfassbarem Ausmaß gezogen. Wenn man aber seitens der Bundesregierung vernünftigerweise einen Beitrag zu einer sicheren Energieversorgung leistet, die Abhängigkeiten reduziert, Arbeitsplätze schafft und der Klimaveränderung entgegenwirkt, kommt der Vorsitzende der Partei - ohne nennenswerte Unterstützer - daher und verkündet Thesen von gestern. Damit soll die einmalige Erfolgsgeschichte der deutschen Solarindustrie anscheinend kaputt gemacht werden. Heute kostet Solarstrom mit 22 Cent so viel wie der Haushaltsstrom aus der Steckdose. Zudem verkennt er in fataler Art und Weise, dass mit erneuerbaren Energien auch die Chance verbunden ist, positive Entwicklungen weltweit anzustoßen und Beiträge zu leisten, um Konflikte und Spannungen zu beenden und zu vermeiden.
Dass Maßhalten nicht umsonst eine der Urtugenden ist, dass Wachstum nicht unbedingt mit wachsendem Wohlstand oder gar persönlicher Zufriedenheit einhergeht, und dass unkontrolliertes Wachstum mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden ist, sollte man vielleicht auf einen Beipackzettel schreiben und dem Mediziner Rösler überreichen. Vielleicht würde er sich dann ein Bild über Risiken und Nebenwirkungen machen und erkennen, dass ein Wachstumspilot in der heutigen Zeit immer weniger Passagiere findet und Wirtschaftswachstum die Menschen sicher gar nicht zufriedener oder gar glücklicher macht. Denn die westliche Welt rund um Herrn Rösler beginnt, nach Alternativen zu suchen. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy beauftragt den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, eine neue Messmethode für wirtschaftliches Wachstum zu entwickeln, Großbritanniens Premierminister David Cameron lässt nach einem Glücksindex suchen, und der Deutsche Bundestag hat kürzlich eine Enquetekommission mit dem Namen »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität« eingesetzt. So besteht doch Hoffnung, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass Verzicht auf Wachstum des Bruttoinlandsproduktes einhergehen kann mit einer höheren Wohlfahrt und steigenden Glücksgefühlen.
John F. Kennedy hat einmal gesagt: „Das Bruttosozialprodukt misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht“. „Citius, altius, fortius“ ist das Motto der olympischen Spiele und es wird Zeit, dass wir es nicht länger auf unser tägliches Leben übertragen. Verzicht ist doch kein Unwort und schon gar nicht, wenn es im Zusammenhang mit der Gestaltung einer besseren Welt zu verstehen ist. Es gibt immer mehr Menschen, die sich für eine Umgestaltung unseres Wirtschaftssystems einsetzen. Wir von zukunftswerk wollen mit unseren Genossenschaftsmitgliedern einen Beitrag dazu leisten. So müssen wir z.B. dafür sorgen, dass mehr Wohlstand mit weniger Energieverbrauch, weniger Mineralienverbrauch und einer geringeren Belastung sozialer Systeme, einhergeht. Wir brauchen eine Wirtschaftsform, die zu mehr Wohlfahrt und sozialer Gleichheit führt und dabei Umweltrisiken und ökologische Knappheiten deutlich reduziert. Die heutige Wirtschaftspolitik ist nicht enkelverträglich: An jedem Tag rotten wir heute 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Jeden Tag produzieren wir weitere 50.000 Hektar Wüste. Jeden Tag verlieren wir 86 Millionen Tonnen fruchtbaren Boden, werden aber zugleich an jedem Tag eine Viertel Million Menschen mehr. Und an jedem Tag blasen wir 150 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Luft durch das Verbrennen von Kohle. Gas und Öl. Wir verbrennen heute an einem Tag, woran die Natur eine Million Tage gearbeitet hat.
Der Name dieser Wirtschaftsform, die hilft, die schwersten Krisen, in denen die Menschheit jemals gesteckt hat, zu überwinden, ist unerheblich. Egal ob wir sie Green Economy oder ökosoziale Marktwirtschaft nennen, wir dürfen nur nicht warten, bis sich weltweit eine neue Marktwirtschaft etabliert - sondern der Wandel muss aus den Unternehmen kommen. Mit den Methoden von gestern können wir die Probleme der Gegenwart nicht lösen. Zukunftswerk will zeigen, dass die Beschäftigung mit den Fragen der Nachhaltigkeit Spaß bringt, die Rendite steigert und Unternehmen zukunftsfähiger machen wird.
Von unserem Wirtschaftsminister können wir aber keine Hilfe erwarten. Der Wandel muss trotz Herrn Rösler weitergestaltet werden.
(PF)
Dass Maßhalten nicht umsonst eine der Urtugenden ist, dass Wachstum nicht unbedingt mit wachsendem Wohlstand oder gar persönlicher Zufriedenheit einhergeht, und dass unkontrolliertes Wachstum mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden ist, sollte man vielleicht auf einen Beipackzettel schreiben und dem Mediziner Rösler überreichen. Vielleicht würde er sich dann ein Bild über Risiken und Nebenwirkungen machen und erkennen, dass ein Wachstumspilot in der heutigen Zeit immer weniger Passagiere findet und Wirtschaftswachstum die Menschen sicher gar nicht zufriedener oder gar glücklicher macht. Denn die westliche Welt rund um Herrn Rösler beginnt, nach Alternativen zu suchen. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy beauftragt den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, eine neue Messmethode für wirtschaftliches Wachstum zu entwickeln, Großbritanniens Premierminister David Cameron lässt nach einem Glücksindex suchen, und der Deutsche Bundestag hat kürzlich eine Enquetekommission mit dem Namen »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität« eingesetzt. So besteht doch Hoffnung, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass Verzicht auf Wachstum des Bruttoinlandsproduktes einhergehen kann mit einer höheren Wohlfahrt und steigenden Glücksgefühlen.
John F. Kennedy hat einmal gesagt: „Das Bruttosozialprodukt misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht“. „Citius, altius, fortius“ ist das Motto der olympischen Spiele und es wird Zeit, dass wir es nicht länger auf unser tägliches Leben übertragen. Verzicht ist doch kein Unwort und schon gar nicht, wenn es im Zusammenhang mit der Gestaltung einer besseren Welt zu verstehen ist. Es gibt immer mehr Menschen, die sich für eine Umgestaltung unseres Wirtschaftssystems einsetzen. Wir von zukunftswerk wollen mit unseren Genossenschaftsmitgliedern einen Beitrag dazu leisten. So müssen wir z.B. dafür sorgen, dass mehr Wohlstand mit weniger Energieverbrauch, weniger Mineralienverbrauch und einer geringeren Belastung sozialer Systeme, einhergeht. Wir brauchen eine Wirtschaftsform, die zu mehr Wohlfahrt und sozialer Gleichheit führt und dabei Umweltrisiken und ökologische Knappheiten deutlich reduziert. Die heutige Wirtschaftspolitik ist nicht enkelverträglich: An jedem Tag rotten wir heute 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Jeden Tag produzieren wir weitere 50.000 Hektar Wüste. Jeden Tag verlieren wir 86 Millionen Tonnen fruchtbaren Boden, werden aber zugleich an jedem Tag eine Viertel Million Menschen mehr. Und an jedem Tag blasen wir 150 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Luft durch das Verbrennen von Kohle. Gas und Öl. Wir verbrennen heute an einem Tag, woran die Natur eine Million Tage gearbeitet hat.
Der Name dieser Wirtschaftsform, die hilft, die schwersten Krisen, in denen die Menschheit jemals gesteckt hat, zu überwinden, ist unerheblich. Egal ob wir sie Green Economy oder ökosoziale Marktwirtschaft nennen, wir dürfen nur nicht warten, bis sich weltweit eine neue Marktwirtschaft etabliert - sondern der Wandel muss aus den Unternehmen kommen. Mit den Methoden von gestern können wir die Probleme der Gegenwart nicht lösen. Zukunftswerk will zeigen, dass die Beschäftigung mit den Fragen der Nachhaltigkeit Spaß bringt, die Rendite steigert und Unternehmen zukunftsfähiger machen wird.
Von unserem Wirtschaftsminister können wir aber keine Hilfe erwarten. Der Wandel muss trotz Herrn Rösler weitergestaltet werden.
(PF)