Gestern fand in der Orange Bar von Green City Energy AG auf Einladung von Green City e.V. eine spannende Diskussion statt. Es ging - pointiert formuliert - um die Frage, ob Konsum die Welt retten kann. Ich hatte die Ehre, das Gespräch zwischen Kathrin Hartmann und Christoph Harrach zu moderieren, zwei Menschen, die mich seit Jahren zum Thema Nachhaltigkeit und Wandel besonders inspirieren.
Kurz zusammengefasst, setzt sich Christoph für einen Wandel ein, der bei jedem einzelnen Menschen beginnt. Dieser Wandel falle leichter, wenn er sich auf ein fundiertes Wertesystem und auf Spiritualität gründe. Christoph plädiert, wenn ich ihn richtig interpretiere, für eine positive Annäherung an die Frage, welche Schritte der einzelne Mensch unternehmen solle, um ein nachhaltigeres Leben im Sinne der Rücksichtnahme auf ökologische und soziale System zu führen. Christoph weist darauf hin, dass wir Menschen nie nur gut oder nur schlecht sind. Gleiches gilt für Unternehmen, die von uns Menschen gemacht und geführt werden. Folgerichtig ist die Plünderung unseres Planeten ein vom Menschen gemachtes Problem, das durch Verhaltensänderungen beseitigt werden müsse, die wiederum - zumindest auch - gesetzlich motiviert werden sollten. Kleine Schritte - so Christoph - führen so zu einer kontinuierlichen Verbesserung, die auf lange Sicht dazu führt, dass schlechte Anbieter von besseren verdrängt werden würden. Unsere Aufgabe sei es, uns zu verbünden und eine kritische Masse zu erreichen, die dann auch die politische Willensbildung entsprechend beeinflussen könne.
Der Arbeitsschwerpunkt von Kathrin bestimmt auch ihre Position: Kathrin weist zurecht und mit Nachdruck auf die ökologischen und sozialen Katastrophen hin, die unser Wirtschaften in anderen Regionen oder anderen Zeiten verursacht. Und diese Katastrophen sind zahlreich. Sie bedingen globale Verarmung, Unfreiheit, Tod und ganz nebenbei auch die Aufzehrung aller Ressourcen unseres Planeten. Kathrin sieht die wesentliche Ursache für diese sich schnell verschlimmernde Situation in der beispiellosen Konzentration von Macht und Geld in den Händen weniger Menschen und Konzerne, deren Streben nach noch mehr Geld und Macht keine Grenzen kennt. Kathrin zweifelt daran, dass sich diese Unternehmen und an ihnen beteiligten Menschen je freiwillig zum Besseren verändern würden. Anders als Christoph glaubt sie nicht, dass unsere Auswahlentscheidungen beim Kauf von Dingen Veränderung herbei führen können. Sie rät dazu, sich politisch zu engagieren und den Wandel durch die Unterstützung globaler und nationaler NGOs zu unterstützen, die sich gegen die Macht der Konzerne und die hieraus resultierende globale Ungerechtigkeit einsetzen.
Während beide meiner gestrigen Gesprächspartner sich sowohl in der Situationsanalyse als auch bei den Inhalten einer "nachhaltigen Welt" weitgehend einig sind, gibt es doch bei der zentralen Frage, ob unser Konsumverhalten zu einer Verbesserung der Situation führen könne, deutlich unterschiedliche Auffassungen. Ich konnte mich angesichts dieses spannenden Themas gestern leider nicht immer auf meine Rolle als Moderator beschränken und setze diese Grenzüberschreitung nun damit fort, dass ich meine eigene Meinung zu diesem Thema hier noch anführe:
Ich stimme Kathrin in fast allen Punkten zu: Unsere Form des Wirtschaftens führt geradewegs in die Katastrophe. Diese äußert sich derzeit in den Entwicklungs- und Schwellenländern am stärksten, da dort die Plünderung am meisten vorangeschritten ist. Sie macht aber auch vor den sozialen und ökologischen Systemen in unserer Heimat und in Europa nicht halt. Anders als Kathrin glaube ich aber nicht, dass Unternehmen - als abstrakte Gebilde - per se schlecht oder gut seien. Ich denke, Unternehmen sind exakt so, wie unsere wirtschaftliche Verfassung das gestattet. Und leider gestattet unsere wirtschaftliche Verfassung die Plünderung von Ressourcen zu Gunsten eines Wachstumszwangs, der längst nicht mehr zeitgemäß ist und physikalisch und biologisch ohnehin schnell an seine Grenzen stossen wird.
Daher gilt es, dieses System zu Gunsten eines besseren Systems zu verändern, nach dem sich die meisten Menschen auf diesem Planeten vermutlich sehr sehnen. Ein menschliches System, das die Würde und das Lebensrecht des Einzelnen achtet und ihn fördert und in Freiheit und in einer intakten Umgebung leben lässt. Hierzu gehört es meines Erachtens, dass jeder einzelne Mensch sich nach seinen Kräften und Fähigkeiten für diese bessere Welt einsetzt. Das beginnt wahrscheinlich in seinem Beruf und setzt sich darin fort, sich als politisches Wesen zu fühlen und sich für das Gemeinwesen einzusetzen. Da wir uns im 21. Jahrhundert längst nicht mehr selbst versorgen, halte ich allerdings auch die tägliche Auswahlentscheidung bei Produkten, die wir brauchen (!), für eine wichtige Möglichkeit der Einflussnahme. So lange wir die schlechten Produkte unterstützen, ändert sich wahrscheinlich nichts. Wenn wir hingegen die besseren Produkte unterstützen, besteht zumindest die Chance, dass sich die Dinge langsam zum Besseren verändern. Ob die Zeit, die es dafür braucht, noch ausreicht, werden wir sehen. Das wiederum hängt aber - und ich stimme auch insoweit Christoph zu - letztendlich vom Einsatz eines jeden einzelnen Menschen für den Wandel ab.
Ein herzliches Dankeschön an alle Gäste, die sich gestern so zahlreich in der Orange Bar eingefunden haben. Vielen herzlichen Dank an Kathrin und Christoph für ein spannendes Gespräch, das wir hoffentlich bald einmal fortsetzen. Und - last, but not least - ein großes Dankeschön an die Freunde von Green City e.V. und Green City Energy AG für die tolle Organisation dieser schönen Veranstaltung.
(AR)
Kurz zusammengefasst, setzt sich Christoph für einen Wandel ein, der bei jedem einzelnen Menschen beginnt. Dieser Wandel falle leichter, wenn er sich auf ein fundiertes Wertesystem und auf Spiritualität gründe. Christoph plädiert, wenn ich ihn richtig interpretiere, für eine positive Annäherung an die Frage, welche Schritte der einzelne Mensch unternehmen solle, um ein nachhaltigeres Leben im Sinne der Rücksichtnahme auf ökologische und soziale System zu führen. Christoph weist darauf hin, dass wir Menschen nie nur gut oder nur schlecht sind. Gleiches gilt für Unternehmen, die von uns Menschen gemacht und geführt werden. Folgerichtig ist die Plünderung unseres Planeten ein vom Menschen gemachtes Problem, das durch Verhaltensänderungen beseitigt werden müsse, die wiederum - zumindest auch - gesetzlich motiviert werden sollten. Kleine Schritte - so Christoph - führen so zu einer kontinuierlichen Verbesserung, die auf lange Sicht dazu führt, dass schlechte Anbieter von besseren verdrängt werden würden. Unsere Aufgabe sei es, uns zu verbünden und eine kritische Masse zu erreichen, die dann auch die politische Willensbildung entsprechend beeinflussen könne.
Der Arbeitsschwerpunkt von Kathrin bestimmt auch ihre Position: Kathrin weist zurecht und mit Nachdruck auf die ökologischen und sozialen Katastrophen hin, die unser Wirtschaften in anderen Regionen oder anderen Zeiten verursacht. Und diese Katastrophen sind zahlreich. Sie bedingen globale Verarmung, Unfreiheit, Tod und ganz nebenbei auch die Aufzehrung aller Ressourcen unseres Planeten. Kathrin sieht die wesentliche Ursache für diese sich schnell verschlimmernde Situation in der beispiellosen Konzentration von Macht und Geld in den Händen weniger Menschen und Konzerne, deren Streben nach noch mehr Geld und Macht keine Grenzen kennt. Kathrin zweifelt daran, dass sich diese Unternehmen und an ihnen beteiligten Menschen je freiwillig zum Besseren verändern würden. Anders als Christoph glaubt sie nicht, dass unsere Auswahlentscheidungen beim Kauf von Dingen Veränderung herbei führen können. Sie rät dazu, sich politisch zu engagieren und den Wandel durch die Unterstützung globaler und nationaler NGOs zu unterstützen, die sich gegen die Macht der Konzerne und die hieraus resultierende globale Ungerechtigkeit einsetzen.
Während beide meiner gestrigen Gesprächspartner sich sowohl in der Situationsanalyse als auch bei den Inhalten einer "nachhaltigen Welt" weitgehend einig sind, gibt es doch bei der zentralen Frage, ob unser Konsumverhalten zu einer Verbesserung der Situation führen könne, deutlich unterschiedliche Auffassungen. Ich konnte mich angesichts dieses spannenden Themas gestern leider nicht immer auf meine Rolle als Moderator beschränken und setze diese Grenzüberschreitung nun damit fort, dass ich meine eigene Meinung zu diesem Thema hier noch anführe:
Ich stimme Kathrin in fast allen Punkten zu: Unsere Form des Wirtschaftens führt geradewegs in die Katastrophe. Diese äußert sich derzeit in den Entwicklungs- und Schwellenländern am stärksten, da dort die Plünderung am meisten vorangeschritten ist. Sie macht aber auch vor den sozialen und ökologischen Systemen in unserer Heimat und in Europa nicht halt. Anders als Kathrin glaube ich aber nicht, dass Unternehmen - als abstrakte Gebilde - per se schlecht oder gut seien. Ich denke, Unternehmen sind exakt so, wie unsere wirtschaftliche Verfassung das gestattet. Und leider gestattet unsere wirtschaftliche Verfassung die Plünderung von Ressourcen zu Gunsten eines Wachstumszwangs, der längst nicht mehr zeitgemäß ist und physikalisch und biologisch ohnehin schnell an seine Grenzen stossen wird.
Daher gilt es, dieses System zu Gunsten eines besseren Systems zu verändern, nach dem sich die meisten Menschen auf diesem Planeten vermutlich sehr sehnen. Ein menschliches System, das die Würde und das Lebensrecht des Einzelnen achtet und ihn fördert und in Freiheit und in einer intakten Umgebung leben lässt. Hierzu gehört es meines Erachtens, dass jeder einzelne Mensch sich nach seinen Kräften und Fähigkeiten für diese bessere Welt einsetzt. Das beginnt wahrscheinlich in seinem Beruf und setzt sich darin fort, sich als politisches Wesen zu fühlen und sich für das Gemeinwesen einzusetzen. Da wir uns im 21. Jahrhundert längst nicht mehr selbst versorgen, halte ich allerdings auch die tägliche Auswahlentscheidung bei Produkten, die wir brauchen (!), für eine wichtige Möglichkeit der Einflussnahme. So lange wir die schlechten Produkte unterstützen, ändert sich wahrscheinlich nichts. Wenn wir hingegen die besseren Produkte unterstützen, besteht zumindest die Chance, dass sich die Dinge langsam zum Besseren verändern. Ob die Zeit, die es dafür braucht, noch ausreicht, werden wir sehen. Das wiederum hängt aber - und ich stimme auch insoweit Christoph zu - letztendlich vom Einsatz eines jeden einzelnen Menschen für den Wandel ab.
Ein herzliches Dankeschön an alle Gäste, die sich gestern so zahlreich in der Orange Bar eingefunden haben. Vielen herzlichen Dank an Kathrin und Christoph für ein spannendes Gespräch, das wir hoffentlich bald einmal fortsetzen. Und - last, but not least - ein großes Dankeschön an die Freunde von Green City e.V. und Green City Energy AG für die tolle Organisation dieser schönen Veranstaltung.
(AR)