Mich wundert es keineswegs, dass viele Deutsche immer noch keinen Begriff von Nachhaltigkeit haben. Meine Erklärung hierfür ist, dass wir keine Vorbilder in Politik und Wirtschaft haben, die für eine nachhaltige Wirtschaftsweise Werbung machen. In einem Land mit Politikern, denen zu unserer wirtschaftlichen Zukunft nichts anderes als die Forderung nach mehr Wachstum einfällt, kann eine Wirtschaftsweise, die auf die Schonung von Ressourcen setzt, nicht viel Gefolgschaft entwickeln. Das ist bedauerlich, denn gerade unsere Wirtschaft könnte von einer nachhaltigen Entwicklung, die allerdings mehr ist als ein bloßes Lippenbekenntnis, erheblich profitieren. Hierzu müsste sich allerdings die Erkenntnis durchsetzen, dass Nachhaltigkeit mit zahlreichen wirtschaftlichen Chancen verbunden ist. Lassen Sie mich das beispielhaft an einem kleinen Teilbereich illustrieren, dem der Energie:
(1) Würde die Politik nachhaltige energetische Entwicklung ernst meinen, würde sie entsprechende Akzente setzen, die die Wirtschaft aufgreifen könnte. Bei den alternativen Energiequellen gibt es noch viel Raum für Forschung und Entwicklung. Dieser Raum wird nicht genutzt, solange die Politik in Verkennung der Inhalte der Energiewende auf Kohlekraft als einem Teil der Energiewende setzt, wie unser Wirtschaftsminister das tut. Von einer Politik, die Arbeitsplätze in Zukunftsindustrien vernichtet, da sie um die Pfründe der Energieriesen besorgt ist, die Energie am liebsten aus fossilen Energieträgern herstellen, gehen nun einmal weder Impulse für Forschung und Entwicklung noch zum Umdenken in der Bevölkerung aus.
(2) Doch auch dann, wenn man nicht die Energieerzeugung betrachtet, sondern lediglich mögliche Einsparungen an Energie, sieht das Bild nicht besser aus: Es gibt keine signifikanten Investitionsanreize zur energetischen Gebäudesanierung und daher gibt es auch weder eine ausgeprägte Forschung und Entwicklung in diese Richtung noch die Bereitschaft, Gebäude energetisch zu optimieren. Auch Unternehmen, die ihre Prozesse unter Gesichtspunkten der Energieeffizienz optimieren wollen, erfahren derzeit keine staatliche Unterstützung: Im entsprechenden KfW-Programm für Energieeffizienzberatung können derzeit keine Anträge gestellt werden, da es der Gesetzgeber versäumt hat, das Programm über 2011 hinaus zu verlängern. Aber wozu auch sollte ein Staat, der jährlich 40 Milliarden Euro an Energiesteuer einnimmt, auf diese sprudelnde Quelle verzichten, indem er seine Bürger dazu anhält, Einsparungen an Energie vorzunehmen?
(3) Mobilität ist ein weiteres Beispiel für die Halbherzigkeit, mit der sich unsere Politik mit künftigen Anforderungen an den Umgang mit Energie auseinander setzt. Die selbsternannte Klimakanzlerin schafft es zwar, zur Ankurbelung der Wirtschaft kurzerhand eine Prämie für den Austausch alter gegen neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zu schaffen. Für neue Antriebstechnologien und deren Nutzung sowie für neue Mobilitätskonzepte, die auf die Einsparung fossiler Energien hinaus laufen, fehlt es jedoch an entsprechenden Programmen. Nun hat Deutschland als Absatzmarkt für Automobile zu Gunsten anderer Länder zwischenzeitlich zwar erheblich an Bedeutung verloren, ich sehe aber gleichwohl einen Zusammenhang zwischen der energiepolitischen Unentschlossenheit der Bundesregierung und der Tatsache, dass kein einziger deutscher Automobilhersteller die Themenhoheit über alternative Antriebstechnologien für sich beanspruchen kann. Eine weitere wirtschaftliche Chance, die infolge von Zögerlichkeit vertan wird.
Nachhaltige Entwicklung wäre also mit nur wenigen gesetzgeberischen Akzenten in die richtige Richtung machbar und hätte auf die beteiligten Branchen - in meinen Beispielen Energieerzeugung, Bauindustrie und Automobilindustrie - mutmaßlich positiven Einfluss hin zu zukunftsfähigen Produkten und Dienstleistungen. Diese Akzente werden aber nicht gesetzt und daher ist es auch kein Wunder, wenn ein Großteil der Bevölkerung keinen Begriff von Nachhaltigkeit hat. Der weit verbreiteten Ahnungslosigkeit von und Skepsis gegenüber Nachhaltigkeit begegnet man daher natürlich auch in den Redaktionen führender Verlage: Eine Politik, die so wenig Anreize schafft, um Ressourcen für nachfolgende Generationen zu erhalten, schafft eben auch ein Klima, in dem schon minimale Ansätze, Ressourcen nicht unnötig zu verschwenden, als Bevormundung angesehen werden. Der Autor einer Spiegel-Kolumne, den zu verlinken oder gar namentlich zu nennen ich mich weigere, gelangte unlängst gar zu dem Schluss, wir lebten in der "Kirche des ökologischen Glaubens", nur weil wir Müll trennen und Wasser sparen - beides in den Augen des Autors Ausdruck einer "Selbstkasteiung", die auf einen religiös geprägten "Ökologismus" zurückzuführen sei.
Wie eingangs gesagt, wundern mich solche Aussagen angesichts der politischen Signale keineswegs: Solange unsere Politik Technologien schützt, die bereits heute ins Museum für Industriegeschichte gehören, werden weder effiziente Technologien entstehen noch das Interesse geweckt, mit Energie und Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen.
(AR)
(2) Doch auch dann, wenn man nicht die Energieerzeugung betrachtet, sondern lediglich mögliche Einsparungen an Energie, sieht das Bild nicht besser aus: Es gibt keine signifikanten Investitionsanreize zur energetischen Gebäudesanierung und daher gibt es auch weder eine ausgeprägte Forschung und Entwicklung in diese Richtung noch die Bereitschaft, Gebäude energetisch zu optimieren. Auch Unternehmen, die ihre Prozesse unter Gesichtspunkten der Energieeffizienz optimieren wollen, erfahren derzeit keine staatliche Unterstützung: Im entsprechenden KfW-Programm für Energieeffizienzberatung können derzeit keine Anträge gestellt werden, da es der Gesetzgeber versäumt hat, das Programm über 2011 hinaus zu verlängern. Aber wozu auch sollte ein Staat, der jährlich 40 Milliarden Euro an Energiesteuer einnimmt, auf diese sprudelnde Quelle verzichten, indem er seine Bürger dazu anhält, Einsparungen an Energie vorzunehmen?
(3) Mobilität ist ein weiteres Beispiel für die Halbherzigkeit, mit der sich unsere Politik mit künftigen Anforderungen an den Umgang mit Energie auseinander setzt. Die selbsternannte Klimakanzlerin schafft es zwar, zur Ankurbelung der Wirtschaft kurzerhand eine Prämie für den Austausch alter gegen neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zu schaffen. Für neue Antriebstechnologien und deren Nutzung sowie für neue Mobilitätskonzepte, die auf die Einsparung fossiler Energien hinaus laufen, fehlt es jedoch an entsprechenden Programmen. Nun hat Deutschland als Absatzmarkt für Automobile zu Gunsten anderer Länder zwischenzeitlich zwar erheblich an Bedeutung verloren, ich sehe aber gleichwohl einen Zusammenhang zwischen der energiepolitischen Unentschlossenheit der Bundesregierung und der Tatsache, dass kein einziger deutscher Automobilhersteller die Themenhoheit über alternative Antriebstechnologien für sich beanspruchen kann. Eine weitere wirtschaftliche Chance, die infolge von Zögerlichkeit vertan wird.
Nachhaltige Entwicklung wäre also mit nur wenigen gesetzgeberischen Akzenten in die richtige Richtung machbar und hätte auf die beteiligten Branchen - in meinen Beispielen Energieerzeugung, Bauindustrie und Automobilindustrie - mutmaßlich positiven Einfluss hin zu zukunftsfähigen Produkten und Dienstleistungen. Diese Akzente werden aber nicht gesetzt und daher ist es auch kein Wunder, wenn ein Großteil der Bevölkerung keinen Begriff von Nachhaltigkeit hat. Der weit verbreiteten Ahnungslosigkeit von und Skepsis gegenüber Nachhaltigkeit begegnet man daher natürlich auch in den Redaktionen führender Verlage: Eine Politik, die so wenig Anreize schafft, um Ressourcen für nachfolgende Generationen zu erhalten, schafft eben auch ein Klima, in dem schon minimale Ansätze, Ressourcen nicht unnötig zu verschwenden, als Bevormundung angesehen werden. Der Autor einer Spiegel-Kolumne, den zu verlinken oder gar namentlich zu nennen ich mich weigere, gelangte unlängst gar zu dem Schluss, wir lebten in der "Kirche des ökologischen Glaubens", nur weil wir Müll trennen und Wasser sparen - beides in den Augen des Autors Ausdruck einer "Selbstkasteiung", die auf einen religiös geprägten "Ökologismus" zurückzuführen sei.
Wie eingangs gesagt, wundern mich solche Aussagen angesichts der politischen Signale keineswegs: Solange unsere Politik Technologien schützt, die bereits heute ins Museum für Industriegeschichte gehören, werden weder effiziente Technologien entstehen noch das Interesse geweckt, mit Energie und Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen.
(AR)