Dr. Andreas Zeuch stellte heute drüben bei Twitter eine spannende Frage. Er fragte, ob nicht eigentlich nur die Postwachstumsökonomie wirklich nachhaltig sei. Nun ist es durchaus nicht so, dass ich auf diese Frage eine Antwort hätte, die den Anspruch auf Richtigkeit für sich beansprucht, aber ich versuche einmal, meine persönlichen Gedanken hierzu zu vermitteln.
Um es vorweg zu nehmen: Ich glaube nicht, dass wir allein mit Postwachstumsgedanken wirklich weiter kommen werden. Ich glaube, die Lösung liegt in einer globalen ökosozialen Marktwirtschaft, die einzelne Elemente der Postwachstumsansätze in sich aufnimmt, ihre Fortschritte aber im Wesentlichen aus dramatisch verbesserter Material- und Energieeffizienz, aus einer konsequenten Kreislaufwirtschaft (Cradle-to-Cradle), aus der stringenten Internalisierung externer ökologischer und sozialer Effekte und aus Innovation erzielt.
Um es vorweg zu nehmen: Ich glaube nicht, dass wir allein mit Postwachstumsgedanken wirklich weiter kommen werden. Ich glaube, die Lösung liegt in einer globalen ökosozialen Marktwirtschaft, die einzelne Elemente der Postwachstumsansätze in sich aufnimmt, ihre Fortschritte aber im Wesentlichen aus dramatisch verbesserter Material- und Energieeffizienz, aus einer konsequenten Kreislaufwirtschaft (Cradle-to-Cradle), aus der stringenten Internalisierung externer ökologischer und sozialer Effekte und aus Innovation erzielt.
Dabei haben alle Postwachstumsansätze (und es gibt ja hier verschiedene Ausprägungen) zunächst einmal die Mathematik und eine einfache Logik auf ihrer Seite: Da wir mit den meisten unserer Rohstoffe am Anschlag stehen, ist die nahe liegende Konsequenz, deren Verbrauch zu mindern. Wenn diese Minderung nur relativ ist, verringern wir Wachstum, wenn sie absolut ist, kehren wir Wachstum um (negatives Wachstum). Entsprechendes gilt natürlich nicht nur für Rohstoffe und deren Verbrauch, sondern auch für andere ökologische Effekte, wie z.B. die Verursachung von Treibhausgasemissionen.
So überzeugend die zentrale Forderung der Postwachstumsansätze damit namentlich unter ökologischen Aspekten auf den ersten Blick auch scheinen mag, so sehr lässt sie aber die Aspirationen von mehr als vier Milliarden Menschen auf der armen Seite außer Betracht, die eine Hoffnung auf ein besseres Leben haben, die wiederum zwangsläufig mit Wachstum verbunden ist. Lasst uns bitte immer daran denken, dass eine Milliarde unserer Mitmenschen keinen Zugang zu sauberem Wasser hat, eine damit weitgehend kongruente Milliarde Menschen an chronischem Hunger leidet und knapp vier Milliarden Menschen mit weniger als zwei Dollar am Tag zu überleben versuchen. Aus vielerlei humanitären Erwägungen heraus ist natürlich gar nicht daran zu denken, von diesen vier Menschen Milliarden Menschen - also der Mehrheit der Weltbevölkerung - eine weitere Einschränkung zu verlangen, deren Konsequenzen sich kaum jemand vorstellen oder wünschen mag.
Die Frage ist damit, welches Verständnis von Nachhaltigkeit unser Handeln bestimmen sollte. Ich persönlich denke, dass neben der Ökologie hier die Würde aller Menschen die zentrale Rolle spielen muss. Mit diesem Verständnis von Nachhaltigkeit wäre aber der Mehrheit der Weltbevölkerung mit Postwachstumsansätzen vermutlich kaum geholfen, selbst wenn man unterstellte, dass die gesamte westliche Welt diesem Leitbild folgen würde, was ich für eine zwar schöne, aber praktisch nicht machbare Vorstellung halte.
Ich persönlich glaube ferner, dass die globale ökosoziale Marktwirtschaft der vielversprechendere Ansatz ist. Zu ihren glühendsten Verfechtern in Deutschland zähle ich Prof. Radermacher und die Global Marshall Plan Initiavive. Die ökosoziale Marktwirtschaft beruht auf einer Global Governance, auf einem Weltvertrag, auf einer weitreichenden Quersubventionierung, auf der konsequenten Internalisierung externer Effekte und überhaupt auf vernünftigen Regeln zur Verhinderung sozialer und ökologischer Plünderung. Inhaltlich könnte die Wirtschaft damit weiter wachsen (und müsste es auch, siehe oben), dieses Wachstum würde aber durch technologische (Innovation) und ökonomische Effizienzsteigerungen (neue Geschäftsmodelle, Dematerialisierung, Umdenken) deutlich stärker als bisher von der Inanspruchnahme von Ressourcen entkoppelt. Ferner müssten wir hierzu vermehrt auf erneuerbare Energieträger, nachwachsende Rohstoffe und eine Kreislaufwirtschaft setzen und natürlich unser Verständnis von "Wohlstand" und "Wachstum" neu definieren. Ich hielte es für sinnvoll, sich in diesem Kontext auch auf ein neues Verständnis von "Leistung" zu einigen, so dass z.B. die Erziehung von Kindern, die Pflege von Alten und Kranken und andere Ausprägungen des Engagements für das sozial Erstrebenswerte hierunter fielen - und nicht nur die Erwerbstätigkeit.
Die zuletzt angesprochenen Punkte (Wohlstand, Wachstum, Leistung) legen nahe, dass hier das Gedankengut der Postwachstumsansätze sehr hilfreich ist, um diese zentralen Begriffe neu mit Leben zu füllen. Das gilt aber ganz überwiegend für die westliche Welt, in der einzelne Menschen bereits die Erkenntnis gewonnen haben, dass Konsumismus und die Plünderung ökologischer und sozialer Ressourcen das persönliche Glück nicht mehren, sondern mindern. Hier angelangt, möchte ich meine Überlegungen damit abschließen, dass die Postwachstumsökonomie ja eigentlich nur insoweit einen Verzicht auf Wachstum vorschlägt, als dies materielle Dinge betrifft. Sie verfolgt aber - zumindest nach meinem Verständnis dieser Ansätze - auch das Ziel, zur Mehrung des Glücks des Einzelnen in seiner gesellschaftlichen Einbettung beizutragen und bezweckt insoweit letzten Endes auch ein Wachstum, wenn auch nur im gedanklichen bzw. spirituellen Sinn.
(AR)
Edit: Eine sehr spannende Diskussion mit Dr. Andreas Zeuch - lesen Sie hier seine bemerkenswerte Replik.
So überzeugend die zentrale Forderung der Postwachstumsansätze damit namentlich unter ökologischen Aspekten auf den ersten Blick auch scheinen mag, so sehr lässt sie aber die Aspirationen von mehr als vier Milliarden Menschen auf der armen Seite außer Betracht, die eine Hoffnung auf ein besseres Leben haben, die wiederum zwangsläufig mit Wachstum verbunden ist. Lasst uns bitte immer daran denken, dass eine Milliarde unserer Mitmenschen keinen Zugang zu sauberem Wasser hat, eine damit weitgehend kongruente Milliarde Menschen an chronischem Hunger leidet und knapp vier Milliarden Menschen mit weniger als zwei Dollar am Tag zu überleben versuchen. Aus vielerlei humanitären Erwägungen heraus ist natürlich gar nicht daran zu denken, von diesen vier Menschen Milliarden Menschen - also der Mehrheit der Weltbevölkerung - eine weitere Einschränkung zu verlangen, deren Konsequenzen sich kaum jemand vorstellen oder wünschen mag.
Die Frage ist damit, welches Verständnis von Nachhaltigkeit unser Handeln bestimmen sollte. Ich persönlich denke, dass neben der Ökologie hier die Würde aller Menschen die zentrale Rolle spielen muss. Mit diesem Verständnis von Nachhaltigkeit wäre aber der Mehrheit der Weltbevölkerung mit Postwachstumsansätzen vermutlich kaum geholfen, selbst wenn man unterstellte, dass die gesamte westliche Welt diesem Leitbild folgen würde, was ich für eine zwar schöne, aber praktisch nicht machbare Vorstellung halte.
Ich persönlich glaube ferner, dass die globale ökosoziale Marktwirtschaft der vielversprechendere Ansatz ist. Zu ihren glühendsten Verfechtern in Deutschland zähle ich Prof. Radermacher und die Global Marshall Plan Initiavive. Die ökosoziale Marktwirtschaft beruht auf einer Global Governance, auf einem Weltvertrag, auf einer weitreichenden Quersubventionierung, auf der konsequenten Internalisierung externer Effekte und überhaupt auf vernünftigen Regeln zur Verhinderung sozialer und ökologischer Plünderung. Inhaltlich könnte die Wirtschaft damit weiter wachsen (und müsste es auch, siehe oben), dieses Wachstum würde aber durch technologische (Innovation) und ökonomische Effizienzsteigerungen (neue Geschäftsmodelle, Dematerialisierung, Umdenken) deutlich stärker als bisher von der Inanspruchnahme von Ressourcen entkoppelt. Ferner müssten wir hierzu vermehrt auf erneuerbare Energieträger, nachwachsende Rohstoffe und eine Kreislaufwirtschaft setzen und natürlich unser Verständnis von "Wohlstand" und "Wachstum" neu definieren. Ich hielte es für sinnvoll, sich in diesem Kontext auch auf ein neues Verständnis von "Leistung" zu einigen, so dass z.B. die Erziehung von Kindern, die Pflege von Alten und Kranken und andere Ausprägungen des Engagements für das sozial Erstrebenswerte hierunter fielen - und nicht nur die Erwerbstätigkeit.
Die zuletzt angesprochenen Punkte (Wohlstand, Wachstum, Leistung) legen nahe, dass hier das Gedankengut der Postwachstumsansätze sehr hilfreich ist, um diese zentralen Begriffe neu mit Leben zu füllen. Das gilt aber ganz überwiegend für die westliche Welt, in der einzelne Menschen bereits die Erkenntnis gewonnen haben, dass Konsumismus und die Plünderung ökologischer und sozialer Ressourcen das persönliche Glück nicht mehren, sondern mindern. Hier angelangt, möchte ich meine Überlegungen damit abschließen, dass die Postwachstumsökonomie ja eigentlich nur insoweit einen Verzicht auf Wachstum vorschlägt, als dies materielle Dinge betrifft. Sie verfolgt aber - zumindest nach meinem Verständnis dieser Ansätze - auch das Ziel, zur Mehrung des Glücks des Einzelnen in seiner gesellschaftlichen Einbettung beizutragen und bezweckt insoweit letzten Endes auch ein Wachstum, wenn auch nur im gedanklichen bzw. spirituellen Sinn.
(AR)
Edit: Eine sehr spannende Diskussion mit Dr. Andreas Zeuch - lesen Sie hier seine bemerkenswerte Replik.