Immer einmal wieder ergibt es sich, dass wir in eine Diskussion verwickelt werden, die die Frage zum Gegenstand hat, ob unsere Volkswirtschaft Anreize für Nachhaltigkeit setzt. Es überrascht uns, dass viele Menschen glauben, dass dem so sei. Wir sind da ganz anderer Meinung, die wir auch oft und ungefragt, dafür aber um so deutlicher zum Ausdruck bringen:
In unserer Volkswirtschaft wird demjenigen applaudiert und gilt derjenige als erfolgreich, der ökologische, soziale und ökonomische Systeme bestmöglich ausbeutet. Wäre Sklavenhandel in Europa nicht unter Strafe gestellt, hätten wir Vollbeschäftigung. Hätten wir keine funktionierende Umweltgesetzgebung, würden unsere Flüsse und Seen zu Müllhalden umfunktioniert. Es sind einzig die (Straf)gesetze, die diese Zustände verhindern. Existierten sie nicht, wäre unsere Wirtschaft ein noch grausameres und asozialeres Schlachtfeld als es das heute schon ist.
Anzeichen dafür sind z.B. Ein-Euro-Jobs und Praktika für fertig ausgebildete Akademiker. Und ja, wenn Sie sich betroffen fühlen, dann suchen Sie nicht nach Rechtfertigungen und Ausreden, sondern denken Sie einfach einmal nach, warum Sie Menschen, die für Sie arbeiten keinen Lohn zahlen, von dem sie leben können. Und wenn Sie keinen Ökostrom einsetzen und für jede noch so sinnlose Reise mit dem Flugzeug durch die Gegend fliegen, dann könnten Sie sich auch einmal fragen, warum Sie das tun. Sie tun es, weil es nicht verboten ist und preiswerter und bequemer als die bessere Alternative. Quod erat demonstrandum.
In unserer Volkswirtschaft wird demjenigen applaudiert und gilt derjenige als erfolgreich, der ökologische, soziale und ökonomische Systeme bestmöglich ausbeutet. Wäre Sklavenhandel in Europa nicht unter Strafe gestellt, hätten wir Vollbeschäftigung. Hätten wir keine funktionierende Umweltgesetzgebung, würden unsere Flüsse und Seen zu Müllhalden umfunktioniert. Es sind einzig die (Straf)gesetze, die diese Zustände verhindern. Existierten sie nicht, wäre unsere Wirtschaft ein noch grausameres und asozialeres Schlachtfeld als es das heute schon ist.
Anzeichen dafür sind z.B. Ein-Euro-Jobs und Praktika für fertig ausgebildete Akademiker. Und ja, wenn Sie sich betroffen fühlen, dann suchen Sie nicht nach Rechtfertigungen und Ausreden, sondern denken Sie einfach einmal nach, warum Sie Menschen, die für Sie arbeiten keinen Lohn zahlen, von dem sie leben können. Und wenn Sie keinen Ökostrom einsetzen und für jede noch so sinnlose Reise mit dem Flugzeug durch die Gegend fliegen, dann könnten Sie sich auch einmal fragen, warum Sie das tun. Sie tun es, weil es nicht verboten ist und preiswerter und bequemer als die bessere Alternative. Quod erat demonstrandum.
Wir sind immer wieder verwundert, dass diese grausamen Funktionszusammenhänge negiert oder romantisch verklärt werden. Wir sind immer wieder entsetzt, wenn der sogenannte Nachhaltigkeitsbericht z.B. von British American Tobacco ernstlich diskutiert wird - wohlgemerkt eines Unternehmens, dessen Produkte Menschen bestimmungsgemäß abhängig und krank machen und töten.
Uns so wären wir nicht verwundert, wenn Heckler & Koch einmal einen Nachhaltigkeitsbericht herausgeben würde und dieser sofort die positive Kritik aus den Kreisen sogenannter Experten dafür erfahren würde, dass das Unternehmen sich eine Reduktion seiner CO2-Emissionen vornimmt oder die Bedienungsanleitungen seiner tödlichen Waffen nur mehr auf Recyclingpapier druckt.
Die CSR- und Nachhaltigkeitsszene hat teilweise einen sehr verengten Blick auf das Thema Nachhaltigkeit. Man nehme ein beliebiges Produkt, stelle es ein wenig weniger umwelt- oder sozialschädlich her und schon stellt sich Lob ein und ist vom „nachhaltigen Produkt“ oder vom „nachhaltigen Unternehmen“ die Rede. Ob es das Produkt selbst braucht und welchem Zweck das Produkt dient, wird nicht hinterfragt. Und deshalb gibt es also nachhaltige Tabakwaren vermutlich ebenso wie nachhaltige Schnellfeuergewehre oder SUV. Wenn schon tödlich, dann wenigstens ein klein wenig umweltfreundlicher, scheint die Devise zu sein.
Das ist natürlich Bauernfängerei übelster Art und es liegt nahe, dass man damit das Marketing beflügeln kann. Nachhaltig ist all das natürlich nicht. In München sagt man, dass „jeden Tag ein Depp durch‘s Siegestor geht“. Es mag sein, dass man besagte Person, also den sprichwörtlichen Deppen, von der angeblichen Nachhaltigkeit einer Zigarette überzeugen kann. Es kann aber nicht sein, dass sich professionelle Streiter für Nachhaltigkeit für solchen Unfug hergeben. Oder, um es deutlich zu sagen: Wer das als Nachhaltigkeitsberater tut, ist entweder ein skrupel- und gewissenloser Mensch oder lebt deutlich über seinen intellektuellen Verhältnissen.
Ein Argument, das für die angebliche Fähigkeit unserer Wirtschaft zu Nachhaltigkeit ins Feld geführt wird, lautet, dass die Reputation oder das Image eines Unternehmens ein ökonomischer Wert sei und dazu motiviert, diesen zu erhalten. Deshalb seien Unternehmen daran interessiert, sich nachhaltig zu verhalten.
Das ist, wenn Sie uns fragen, in den allermeisten Fällen eine sehr abenteuerliche Begründung. Wer unsere Volkswirtschaft verstanden hat, der weiß, dass ein Unternehmen dann profitabel wirtschaftet, wenn die Umsätze größer sind als die Kosten. Es geht also immer darum, die Kosten zu drücken. Dieser Kostendruck - zumal im Wettbewerb - führt zu einer Vernichtung der Umwelt und zu einer Versklavung der am Wertschöpfungsprozess Beteiligten.
Und es ist auch völlig irrelevant, wer dafür die Verantwortung trägt. Natürlich ist es auch der Kunde, der weiß, dass ein T-Shirt für 1 Euro weder den Materialwert noch die Arbeitszeit des Textilarbeiters fair vergütet. Darum geht es nicht. Es geht um die Frage, ob unsere Wirtschaft ökonomische Anreize für Nachhaltigkeit setzt und genau das tut sie nicht. Unsere Wirtschaft setzt Anreize für Ausbeutung und Plünderung. Überall dort, wo das nicht der Fall ist, werden die spezifischen Interessen einer kleinen Zielgruppe bedient, die sich, aus welchen Gründen auch immer, verantwortungsvoll verhalten möchte. Und auch diese Gruppe hat keine ökonomischen Anreize hierfür, sondern ausschließlich ethische Motive hierfür.
Ein Indiz hierfür ist die Auslagerung von Fertigungsprozessen in Niedriglohnländer. Wenn die Annahme stimmte, dass ein Unternehmen seine Reputation erhalten muss und daher nachhaltig wirtschaften muss, dann müsste das Unternehmen in Ländern mit guten sozialen Standards fertigen lassen. Was tun Unternehmen? Sie gehen nach Bangladesch und lassen dort Sklaven für sich arbeiten. Reputation? Image? Nachhaltigkeit? Na klar.
Interessant aber auch das: Was tun Kunden dieser Unternehmen? Sie kaufen dort weiterhin - und das auch dann, wenn das Unternehmen am Vortag den Tod von 1.000 Fabrikarbeitern mitverursacht hat. Geiz ist geil, sagt unsere Volkswirtschaft, und legitimiert damit die beliebige Verantwortungslosigkeit der Herstellung eines beliebig sozial- und umweltschädlichen Produkts.
Wirkliche Profis unter den ausbeuterischen Unternehmen haben das Thema Nachhaltigkeit allerdings längst für sich erkannt. Zwar nicht in dem Sinne, dass sie ökologisch oder sozial verantwortungsvoll handelten, das freilich nicht. Sie behaupten es aber und handeln gleichwohl in verwerflicher Art und Weise und mit Hilfe von Kollegen und Organisationen, die sich kaufen lassen und jedem Dreck und jeder üblen ausbeuterischen und umweltschädlichen Produktionsweise einen Stempel aufdrücken, der angebliche Nachhaltigkeit attestiert. Wenn sich mehr Kollegen weigern würden, das zu tun und für beliebig verantwortungslose Drecksunternehmen zu arbeiten, wäre das schon etwas. Solange das nicht so ist, sind wir aber leider auf dem Holzweg.
(AR)
Uns so wären wir nicht verwundert, wenn Heckler & Koch einmal einen Nachhaltigkeitsbericht herausgeben würde und dieser sofort die positive Kritik aus den Kreisen sogenannter Experten dafür erfahren würde, dass das Unternehmen sich eine Reduktion seiner CO2-Emissionen vornimmt oder die Bedienungsanleitungen seiner tödlichen Waffen nur mehr auf Recyclingpapier druckt.
Die CSR- und Nachhaltigkeitsszene hat teilweise einen sehr verengten Blick auf das Thema Nachhaltigkeit. Man nehme ein beliebiges Produkt, stelle es ein wenig weniger umwelt- oder sozialschädlich her und schon stellt sich Lob ein und ist vom „nachhaltigen Produkt“ oder vom „nachhaltigen Unternehmen“ die Rede. Ob es das Produkt selbst braucht und welchem Zweck das Produkt dient, wird nicht hinterfragt. Und deshalb gibt es also nachhaltige Tabakwaren vermutlich ebenso wie nachhaltige Schnellfeuergewehre oder SUV. Wenn schon tödlich, dann wenigstens ein klein wenig umweltfreundlicher, scheint die Devise zu sein.
Das ist natürlich Bauernfängerei übelster Art und es liegt nahe, dass man damit das Marketing beflügeln kann. Nachhaltig ist all das natürlich nicht. In München sagt man, dass „jeden Tag ein Depp durch‘s Siegestor geht“. Es mag sein, dass man besagte Person, also den sprichwörtlichen Deppen, von der angeblichen Nachhaltigkeit einer Zigarette überzeugen kann. Es kann aber nicht sein, dass sich professionelle Streiter für Nachhaltigkeit für solchen Unfug hergeben. Oder, um es deutlich zu sagen: Wer das als Nachhaltigkeitsberater tut, ist entweder ein skrupel- und gewissenloser Mensch oder lebt deutlich über seinen intellektuellen Verhältnissen.
Ein Argument, das für die angebliche Fähigkeit unserer Wirtschaft zu Nachhaltigkeit ins Feld geführt wird, lautet, dass die Reputation oder das Image eines Unternehmens ein ökonomischer Wert sei und dazu motiviert, diesen zu erhalten. Deshalb seien Unternehmen daran interessiert, sich nachhaltig zu verhalten.
Das ist, wenn Sie uns fragen, in den allermeisten Fällen eine sehr abenteuerliche Begründung. Wer unsere Volkswirtschaft verstanden hat, der weiß, dass ein Unternehmen dann profitabel wirtschaftet, wenn die Umsätze größer sind als die Kosten. Es geht also immer darum, die Kosten zu drücken. Dieser Kostendruck - zumal im Wettbewerb - führt zu einer Vernichtung der Umwelt und zu einer Versklavung der am Wertschöpfungsprozess Beteiligten.
Und es ist auch völlig irrelevant, wer dafür die Verantwortung trägt. Natürlich ist es auch der Kunde, der weiß, dass ein T-Shirt für 1 Euro weder den Materialwert noch die Arbeitszeit des Textilarbeiters fair vergütet. Darum geht es nicht. Es geht um die Frage, ob unsere Wirtschaft ökonomische Anreize für Nachhaltigkeit setzt und genau das tut sie nicht. Unsere Wirtschaft setzt Anreize für Ausbeutung und Plünderung. Überall dort, wo das nicht der Fall ist, werden die spezifischen Interessen einer kleinen Zielgruppe bedient, die sich, aus welchen Gründen auch immer, verantwortungsvoll verhalten möchte. Und auch diese Gruppe hat keine ökonomischen Anreize hierfür, sondern ausschließlich ethische Motive hierfür.
Ein Indiz hierfür ist die Auslagerung von Fertigungsprozessen in Niedriglohnländer. Wenn die Annahme stimmte, dass ein Unternehmen seine Reputation erhalten muss und daher nachhaltig wirtschaften muss, dann müsste das Unternehmen in Ländern mit guten sozialen Standards fertigen lassen. Was tun Unternehmen? Sie gehen nach Bangladesch und lassen dort Sklaven für sich arbeiten. Reputation? Image? Nachhaltigkeit? Na klar.
Interessant aber auch das: Was tun Kunden dieser Unternehmen? Sie kaufen dort weiterhin - und das auch dann, wenn das Unternehmen am Vortag den Tod von 1.000 Fabrikarbeitern mitverursacht hat. Geiz ist geil, sagt unsere Volkswirtschaft, und legitimiert damit die beliebige Verantwortungslosigkeit der Herstellung eines beliebig sozial- und umweltschädlichen Produkts.
Wirkliche Profis unter den ausbeuterischen Unternehmen haben das Thema Nachhaltigkeit allerdings längst für sich erkannt. Zwar nicht in dem Sinne, dass sie ökologisch oder sozial verantwortungsvoll handelten, das freilich nicht. Sie behaupten es aber und handeln gleichwohl in verwerflicher Art und Weise und mit Hilfe von Kollegen und Organisationen, die sich kaufen lassen und jedem Dreck und jeder üblen ausbeuterischen und umweltschädlichen Produktionsweise einen Stempel aufdrücken, der angebliche Nachhaltigkeit attestiert. Wenn sich mehr Kollegen weigern würden, das zu tun und für beliebig verantwortungslose Drecksunternehmen zu arbeiten, wäre das schon etwas. Solange das nicht so ist, sind wir aber leider auf dem Holzweg.
(AR)